VORMÄRZ: Politisch-sozial-geschichtlicher Hintergrund

Der Name Vormärz deutet auf die Märzrevolution von 1848 hin. Er bezeichnet ebenfalls im allgemeinen die Epoche zwischen 1815 und 1848, zum Teil ist aber auch die Zeit zwischen 1830 und 1848 gemeint. Die Grenzereignisse sind der Wiener Kongreß von 1815, beziehungsweise die Julirevolution in Frankreich von 1830 und - wie gesagt - die Märzrevolution von 1848. Der Begriff ist von dem Wiener Franz Grillparzer.

Nachdem Europa von der französischen Herrschaft Napoleons befreit war, setzte die Restauration ein. Hiermit ist der Versuch gemeint, die politischen Verhältnisse der Zeit vor der französischen Revolution wiederherzustellen. Carl Ludwig von Haller schrieb dazu 6 Bände von 1816 bis 1834 mit dem Thema "Die Restauration der Staatswissenschaften"

Aufgrund dessen gab es auch 1815 eine Zusammenkunft der europäischen Monarchen und Staatsmänner - dem Wiener Kongreß - zum Zweck der politischen Neuordnung Europas. Nach der konservativen Staatslehre der Herrscher würden nur die alten, wahren Souveräne ein Garant für Sicherheit und Friede darstellen.

Die Zeit des Vormärz war gekennzeichnet durch die Zersplitterung Deutschlands in zeitweise 39 Einzelstaaten, die im Rahmen des Deutschen Bundes nur locker gebunden waren. Diese kleinen Staaten wurden von Königen, Fürsten und Herzögen unabhängig reagiert.

Der führende Politiker zu dieser Zeit in Mitteleuropa war Klemens Wenzel Fürst von Metternich, der österreichische Staatskanzler. Er stand so sehr im Vordergrund, daß man die Epoche auch als Ära Metternich bezeichnet. Das System Metternich sicherte Österreich die Vorherrschaft im Deutschen Bund, hielt fest an der Legitimität der Fürsten

und bekämpfte jeden nationalen, liberalen und revolutionären Tonfall mit polizeistaatlichen Mitteln.

Mitte 1815 kurz nach der Schlußakte des Wiener Kongresses gründete sich die Jenaer Burschenschaft. Durch die Freiheitskriege entdeckte vor allem die studentische Jugend das Nationalbewußtsein. Bisher hatten sich die Studenten nur in landsmannschaftlichen Verbindungen organisiert, nun aber galt es als zeitgemäßer sich in national gesinnten Burschenschaften zusammenzuschließen, deren Mitglieder aus allen Gegenden Deutschlands kamen.

Im Oktober 1817 feierten Burschenschaftler im Wartburgfest das Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig und das 300-jährige Reformationsjubeläum in einem nationalen Fest auf der tradionsreichen Wartburg.

Dieses Fest hatte auch eine literarische Komponente: Es wurden Bücher reaktionären und "undeutschen" Inhalts verbrannt.

Ein Jahr darauf gründete sich die Allgemeine Deutsche Burschenschaft ebenfalls in Jena.

1819 wurden die Karlsbader Beschlüsse verabschiedet. Diese Beschlüsse waren erarbeitet worden durch Minister von 10 ausgewählten Staaten Deutschlands.

  • So wurde durch das "Bundes-Universitätsgesetz" der Lehrbetrieb unter Staatsaufsicht gestellt. Behörden durften kritische Hochschullehrer jederzeit entlassen und die Burschenschaften wurden verboten.
  • Außerdem unterband das "Bundes-Preßgesetzt" die Presse- und Meinungsfreiheit.
  • Zusätzlich wurde mit dem "Bundes-Untersuchungsgesetz" eine bundesweit arbeitende Ermittlungsbehörde geschaffen.

Mit diesem Beschlüssen wurde jede Kritik verhindert und die freiheitliche Bewegung zurückgedrängt.

Im selben Jahr ermordete der Burschenschaftler Karl Ludwig Sand den beliebten und weltbekannten Komödiendichter August Kotzebue. Es handelte sich hierbei um einen ausgesprochen symbolischen Mord, denn Kotzebue war ein Burschenschaftsgegener, russischer Staatsraat und identifizierte sich mit der Strategie der russischen Regierung. Diese Strategie sah vor, daß die Universitäten Mitteleuropas als gefährliche revolutionäre Brutstätten unschädlich zu machen sind.

Auch Bücher Kotzebues waren auf dem Wartburgfest verbrannt worden.

Auf dem Höhepunkt der Restauration schuf Karl X die Pressefreiheit faktisch ab und löste damit in Frankreich die Julirevolution im Jahr 1830 aus. Pariser Bürger, Studenten und - erstmals - Arbeiter vertrieben den König. Der Bürgerkönig Louis Philippe bestieg den Thron. Das blieb auch in Deutschland nicht unbemerkt. Neben Unruhen in mehreren deutschen Städten, gab es Studententumulte in München. In Polen begann derweil der polnische Aufstand.

Vom 27. bis zum 30 Mai 1832 fand ein weiteres nationales Fest statt - das Hambacher Fest. Männer und Frauen aus allen Ständen und deutschen Stämmen wurden durch die Presse zum "Nationalfest der Deutschen" eingeladen. Erschienen sind 30.000 Bürger. Zusätzlich kamen auch unter anderem Franzosen und Exilpolen. Redner wandten sich gegen die bestehenden europäischen Verhältnisse, gegen die Willkürherrschaft der Fürsten und gegen die sozialen Mißstände. Forderungen waren die Volkssouveränität, die Pressefreiheit und ein freier deutscher Einheitsstaat.

Mit dem Inkrafttreten des Deutschen Zollvereins am 1. Januar 1834 wurde erstmals ein einheitlicher Zollraum in den deutschen Staaten geschaffen, wie es in Frankreich und England schon längst Realität war. Für die wirtschaftliche Entwicklung erwies sich dieser Schritt als sehr förderlich. Später folgte die Einführung einheitlicher Münz-, Maß- und Gewichtssysteme.

Im März des selben Jahres gründete der Autor Georg Büchner die "Gesellschaft für Menschenrechte" in Gießen.

Ein weiteres Zusammenwachsen der Staaten kam mit der ersten Eisenbahnlinie zwischen Nürnberg und Fürth, Ende 1837.

1844 ereignete sich der Schlesier Weberaufstand und wies auf die sozialen Mißstände der Weber hin.

1846 gab es in den Staaten viele Mißernten und der Pauperismus (lat. = Massenarmut) wuchs an.

Das Jahr darauf war geprägt durch politische Neuerungen. So wurde der "Bund der Kommunisten" gegründet. Außerdem stand das "Offenburger Programm" der süd- und westdeutschen Demokraten, dem "Heppenheimer Programm" der süd- und westdeutschen Liberalen entgegen. Trotz einiger Gegensätze in den Ideologien, gab es auch einige elementare Gemeinsamkeiten - dazu zählen:

  • die Freiheit der Presse
  • Meinungsfreiheit
  • und soziale Gerechtigkeit

Kurz vor Beginn der Märzrevolution im Jahr 1848 erschien das "Kommunistische Manifest" von Marx und Engels.

Die Märzrevolution schließlich wurde ausgelöst durch mehrere Faktoren:

  • durch unerfüllte Wünsche des Bürgertums nach Beteiligung an der politischen Macht
  • durch Fehlen nationaler Selbstbestimmung in verschiedenen Ländern Europas.
  • durch Strukturprobleme der vor- und frühindustriellen Wirtschaft
  • die Mißernten der Jahre 45/46

Im März 1848 kamen allein in Berlin bei Auseinandersetzungen mit dem Militär 303 Einwohner ums Leben. Dabei ist auffällig, daß nur 15 davon aus dem gebildeten Stand kamen.

In der Frankfurter Nationalversammlung im Mai des gleichen Jahres bestand ein Großteil der Abgeordneten allerdings - ungefähr die Hälfte - aus Staatsdienern, wie Beamte, Lehrer und Richter. Freie Berufe waren auch gut repräsentiert, allerdings nahmen keine Arbeiter an der Versammlung in der Paulskirche teil.

Ziele der Frankfurter Nationalversammlung waren der Entwurf einer gesamtdeutschen Verfassung und die Schaffung eines deutschen Nationalstaats.