Henning Schröder
Deutsch-Referat: Werkimmanente Interpretation
Aufbau:
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Vorwort
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Was ist das werkimmanente Verfahren?
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Methoden der werkimmanenten Interpretation
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Grundsätzliches
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Textanalyse
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Bedeutungsnuancen / Mehrdeutigkeiten
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Aufbauprinzipien
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Deutungsperspektive
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Die unterschiedlichen Textarten:
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lyrische Texte
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epische Texte
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dramatische Texte
1. Vorwort
Wie ihr sicher schon bemerkt habt, halte ich heute ein Referat über
das überaus spannende Thema der werkimmanenten Interpretation. Nach
längerer Suche fand ich zwar entsprechende Lektüre, aber nichts,
was mich vom Drehstuhl reißte. Leider gibt es keine tollen Tricks,
womit das Interpretieren zum Kinderspiel wird. Die Methoden zur Interpretation,
die ich vorstellen werde, werdet ihr bestimmt schon kennen - zumindest
ansatzweise. Oft bedenkt man allerdings viele Punkte nicht. Ein systematisches
Vorgehen, wie ich es vorstellen werden, kann das aber verhindern.
2. Was ist das werkimmanente Verfahren?
Werkimmanent zu interpretieren bedeutet, sich voll auf eine möglichst
genaue Analyse der Elemente des Textes und ihres inneren Zusammenhangs
zu konzentrieren, ohne dabei auf werkübergreifende Methoden zurückzugreifen.
Es wird also weder der Hintergrund des Autors, noch der geschichtliche
Zusammenhang oder irgendein anderen Hintergrundwissens in die Interpretation
eingebracht.
Folglich eignet sich das werkimmanente Verfahren besonders für
unbekannte Texte.
In der Nachkriegszeit war das werkimmanente Verfahren in Deutschland
weit verbreitet und war Reaktion auf die ideologische Literaturbetrachtung
des Dritten Reiches.
Gegner dieser Methode kritisierten sie später aber als unhistorisch
und steril.
3. Methoden zur werkimmanenten Interpretation
a) Grundsätzliches
Zuerst möchte ich ein paar Grundsätze für Interpretationen
nennen. Richtige Deutungen erhält man nur, wenn man nur das aus einen
Text herausliest, was direkt oder indirekt im Text steht. Schließlich
muß ja jede Aussage der Interpretation am Text belegt werden. Interpretieren
heißt nämlich, den Sinn eines Textes durch verstehende Auslegung
zu erfassen. Hierbei ist es unumgänglich, daß die Leser-Perspektive
an der Deutung mitwirkt. Es ist jedoch durch textnahes Arbeiten die größtmögliche
Erfassung der Autor-Perspektive anzustreben.
b) Textanalyse
Die Grundlage einer jeden Interpretation ist die ausführliche Textanalyse.
Hier versucht man die Antworten auf die beiden folgenden Fragen zu finden:
-
Was steht da? (also der Inhalt)
-
Wie steht es da? (also der Aufbau und die Gestaltung)
1. Zugang zum Text
-
Erkennen des vorherrschenden Grundmodells (Beantworten der Ausgangslage,
mit was für einem Text man es zu tun hat):
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Um was für einen literarischen Text handelt es sich (z.B. Fabel, Sonett,
Ballade, Hörspiel, Einakter o.ä.)
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In welcher Form liegt der Text vor (z.B. vollständig, gekürzt,
bearbeitet, übersetzt o.ä.)
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Aufbereiten des Textes:
-
Vertiefendes Lesen
(Mehrmaliges Lesen zum Kennenlernen)
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Differenzierendes Unterstreichen
(Markieren wichtiger Stellen)
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Ergänzendes Kommentieren
(Notieren persönlicher oder sachlicher Randbemerkungen)
-
Lösen von Verständnisproblemen:
-
Sprachliche Schwierigkeiten
(Nachschlagen unverständlicher Wörter)
-
Sachliche Fragen
(Klären inhaltlicher Zusammenhänge)
-
Systematische Textuntersuchung:
-
Festhalten des Inhalts:
-
Zentrales Thema
-
Vorläufige Inhaltsangabe
-
Aufdecken der Struktur:
-
Äußerer Aufbau
(Feststellen der gedanklichen Einheiten)
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Innerer Aufbau
(Graphisches Veranschaulichen der Gedankenfolge)
-
Durchschauen der sprachlichen Gestaltung:
-
Semantischer Befund
(Untersuchen der Wortwahl)
-
Welche Wörter werden benutzt?
(Gibt es eine bevorzugte Wortart? Welche Begriffe erfaßt der
Wortinhalt? Fallen Leitbegriffe auf?)
-
Wie werden die Wörter gebraucht?
(Sind sie wörtlich zu verstehen? Werden sie im übertragenden
Sinne eingesetzt? Verhüllen sie das eigentlich gemeinte?)
-
Wie sind die Sätze strukturiert?
(In welcher Weise sind die Wörter angeordnet? Welche Satzarten
kommen vor? Wir werden die Sätze miteinander verknüpft?)
-
Phonetischer Befund
(Untersuchen der lautlichen Begebenheiten)
-
Welchen Beitrag leistet das Klangbild
(Welche Wirkung geht von der Klangfarbe aus? Welche Funktion haben
Wortspiele? Welche Rolle haben Wiederholungen?)
-
Wie werden Akzente gesetzt?
(Welche Sprechbewegung entsteht durch den Rhythmus? Welche Betonung
bewirkt der Takt? Welche Einschnitte erzeugen Pausen?)
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sich folgender Fragestellung
bedienen kann:
-
Welche sprachlichen Gestaltungsmittel werden eingesetzt?
-
Welche Funktion haben sie?
-
Welche Folgen ergeben sich für den Inhalt?
Man kann sich an der Hilfsfrage "Was fällt auf?" leiten lassen.
c) Bedeutungsnuancen / Mehrdeutigkeiten
Will man die Bedeutungsnuancen einzelner Wörter noch klären,
so bieten sich drei Methoden an.
Tip 1: Ersatzprobe (Ähnliches Wort finden und stattdessen
einsetzen, wobei nach Sinnverschiebungen gesucht wird).
Tip 2: Steichung (Wort weglassen, wobei untersucht wird, ob sich
die Bedeutung ändert)
Tip 3: Assoziation (spontan passende Wörter einfallen lassen,
um Bedeutung zu erschließen)
Treten zudem noch Mehrdeutigkeiten auf, muß man sich den Kontext
genau angucken, kann aber auch mehrere passende Deutungen in der Interpretation
anbieten.
d) Aufbauprinzipien
Wenn man nun mit der eigentlichen Interpretation anfangen will, so muß
man sich für ein Aufbauprinzip entscheiden. Zur systematischen Gliederung
bieten sich drei Alternativen an:
Aufbauprinzip 1: Man folgt abschnittsweise den in der Textanalyse
festgelegten Gedankeneinheiten und hält sich chronologisch an die
Abfolge des Textes. Dadurch behält man stets engen Kontakt zum Text
und kann solide an ihm entlangarbeiten. Jedoch muß man darauf achten,
nicht vorzugreifen, Wiederholungen zu vermeiden und den Überblick
zu bewahren.
Aufbauprinzip 2: Man wählt wichtige Aspekte der Textanalyse
auf und ordnet sie als Gliederungspunkte einander zu. Hierdurch hat man
immer das Textganze im Auge und kann souverän nach Textpunkten vorgehen.
Allerdings sollte man aufpassen, nichts zu überinterpretieren. Bei
diesem Prinzip darf man auch einmal Textbefunde übergehen.
Aufbauprinzip 3: Man betrachtet den Text als Antwort auf unausgesprochene
Fragen, die man durch Rückschlüsse vom Text aus findet, und macht
diese Fragen zu Gliederungspunkten der Gliederung. Damit gewinnt man eine
neue Deutungsperspektive und kann bereits gezielt die Frage nach der Gesamtaussage
ins Blickfeld rücken. Wenn man sich für dieses anspruchsvolle
Prinzip entscheidet, muß man kreativ denken, aber man darf man keine
wesentlichen Fragen dabei vergessen. Übrigens kann es auch deutenswert
sein, welche Fragen nicht beantwortet werden.
e) Deutungsperspektive
Was will der Autor eigentlich sagen? Um dieser Frage ein Stückchen
näher zu kommen, sollte man sich die vom Autor gewählte Darstellungsperspektive
genauer angucken. Aus ihr geht hervor, ob der Autor z.B. dem Geschehen
distanziert gegenübersteht. Ein Perspektivenwechsel kann z.B. eine
Verständnishilfe darstellen. Die Intention des Autors läßt
sich auch oft ableiten.
4. Die unterschiedlichen Textarten:
a) lyrische Texte
Um es kurz zu machen. Bei lyrischen Texten muß die Untersuchung ausgeweitet
werden auf bevorzugte Stilmittel, wie:
-
Rhythmus
-
Metrum
-
Vers, Strophe
-
Reim
-
und Bild
Zu sagen wäre noch, daß lyrische Texte eine geringe Distanz
zwischen Text und Autor und damit zwischen Autor und Leser aufweisen. Oft
bringen die Autoren ihre Gefühle, Vorstellungen und Gedanken ein.
Während ältere Gedichte den Anspruch hatten, für die Ewigkeit
geschrieben zu sein, sind neuere Gedichte eher eine nüchterne Wiedergabe
authentischer Bewußtseinprozesse.
b) epische Texte
Durch einen Erzähler (auktoriale Erzählsituation) entsteht bei
epischen Texten eine künstliche Zwischeninstanz. Dadurch entsteht
eine erheblich größere Distanz zwischen Autor und Leser.
c) dramatische Texte
Die Interpretation eines Dramas wird dadurch erschwert, daß ein Drama
für die Bühne geschrieben wurde. Das einfache Lesen bringt noch
nicht die Stimmung der einzelnen Charaktere rüber, welche die Handlung
vorantreiben. Die Interpretation des klassischen Dramas wird dadurch erleichtert,
daß feste Aufbau-Einheiten festgelegt sind:
-
Einleitung (Exposition)
-
Steigerung der Verwicklung
-
Höhepunkt
-
Wende
-
Schluß (Lösung oder Katastrophe)
Quellen:
Texte, Themen und Strukturen - Grundband Deutsch für die
Oberstufe (Cornelsen-Schwamm Verlag)
Texte interpretieren - Abiturhilfe Deutsch (Mentor)
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